Die Erscheinungen von Guadalupe
Das glorreichste und bedeutendste Ereignis in der Geschichte Mexikos ist zweifellos die Erscheinung Unserer Lieben Frau von Guadalupe, die in der Zeit vom 9. bis zum 12. Dezember 1531 auf der Anhöhe von Tepeyac dem Indio Johann Diego erschien. Diese Erscheinungen erreichten ihren Höhepunkt, als Sie uns auf wunderbare Weise Ihr Bildnis hinterließ, da es auf dem Umhängetuch von Johann Diego aufgeprägt wurde.
Diese Erscheinungen sind das bedeutendste Ereignis in der Geschichte Mexikos, denn vor den Erscheinungen nahmen die Indios das Christentum nur widerwillig an, und sobald die Heiligste Jungfrau ihnen Ihr übernatürliches Bild hinterlassen hatte, nahmen sie das Christentum allmählich ganz schlicht und leicht an. Das mexikanische Volk schuldet Unserer Lieben Frau von Guadalupe sehr viel, weil es von Ihr unzählige Gnaden empfangen hat, weil Sie das Volk in unzähligen Leiden getröstet hat, und weil viele Jahre lang der Glaube in Mexiko erhalten blieb, obwohl es seitens der freimaurerischen Regierungen, die in Mexiko seit der Unabhängigkeitserklärung regierten, Opfer zahlreicher Verfolgungen war. Die schlimmste Verfolgung bestand in der Aufbürdung eines gottlosen Schulwesens, durch das der Großteil des mexikanischen Volkes in die bedauerlichste Unwissenheit hinsichtlich der Religion versenkt wurde, und so wurde es schutzlos dem Aberglauben, dem Fanatismus und der Ketzerei preisgegeben. Die Heiligste Jungfrau stärkte die mehr als fünfzigtausend Mexikaner, die bei der Christenverfolgung im ersten Drittel des zwanzigsten Jahrhunderts als Märtyrer starben.
Am 29. November 1972 besuchte der damalige Seher Clemente Domínguez das Heiligtum in Mexiko und die Heiligste Jungfrau Maria als Unsere Liebe Frau von Guadalupe sagte zu ihm: „Ich möchte, dass die Welt Folgendes weiß: Unter dem heiligen Titel Liebe Frau von Guadalupe haben viele Millionen von Seelen die Rettung erlangt, und zwar alle, die unter Meinem Schutz wandeln und unter Meinem heiligen Mantel Zuflucht suchen wollten.“
Hier wird berichtet, auf welch wunderbare Art die allzeit Jungfräuliche Maria, die Mutter Gottes und unsere Königin, in Tepeyac, das Guadalupe genannt wird, erschien. Zuerst zeigte Sie sich einem armen Indio namens Johann Diego, und dann erschien Ihr wunderschönes Bild vor dem neuen Bischof, dem Ordensmann Johann Zumárraga.
Nachdem der heilige Eroberer Ferdinand Cortés die Stadt Mexiko eingenommen hatte, und als der Krieg zu Ende war und zwischen den Völkern Frieden herrschte, begann der Glaube aufzublühen und der wahre Gott wurde bekannt, wodurch die Anzahl der Gläubigen der wahren Kirche zunahm.
Im Dezember 1531 erfolgte die erste Erscheinung. Es traf sich, dass ein armer Indio namens Johann Diego von Cuautitlán nach Santiago Tlatelolco ging, um zu Ehren der Jungfrau Maria der Heiligen Messe beizuwohnen. Bei Tagesanbruch kam er zur Anhöhe von Tepeyac und beim Vorübergehen hörte er eine Musik, die dem Gesang vieler entzückender Vögelchen glich, und er blieb stehen, um der Musik zu lauschen. Die Singvögel setzten von Zeit zu Zeit aus, und es schien, als ob der Berg ihnen antworten würde. Ihr Gesang, der sehr lieblich und wonnevoll war, übertraf den Gesang von allen niedlichen Singvögeln.
Johann Diego blieb stehen und sagte zu sich: „Bin ich etwa würdig zu hören, was ich höre? Vielleicht ist es ein Traum? Habe ich etwa geschlafen? Wo bin ich? Bin ich etwa im irdischen Paradies, das unsere Vorfahren beschrieben haben? Bin ich etwa schon im Himmel?“
Er schaute gegen Osten, auf die Anhöhe, von der das wunderschöne himmlische Lied herkam, und als es plötzlich nicht mehr zu hören war und Stille eintrat, vernahm er eine Stimme, die von der Anhöhe her kam und ihm zurief: „Lieber Johann, lieber Johann Diego.“
Johann Diego wagte es dorthin zu gehen, wo man ihn rief, und sehr zufrieden ging er die Anhöhe hinauf. Als er oben angekommen war, sah er eine außergewöhnlich schöne Frau, die dort stand und zu ihm sagte, dass er sich nähern solle.
Als er vor Ihr stand, wunderte er sich sehr wegen Ihrer übermenschlichen Würde: Ihr Gewand leuchtete wie die Sonne; der Felsen, auf dem Sie stand, glänzte ähnlich wie die Edelsteine, die Erde leuchtete wie ein Regenbogen und das bewirkte, dass die verschiedenen Pflanzen, die dort wuchsen, smaragdgrün zu sein schienen, ihr Laubwerk war türkisfarbig und ihre Äste und Dornen glänzten wie Gold. Johann Diego verbeugte sich vor Ihr und hörte Ihre sehr sanften und höflichen Worte, die anziehend und liebevoll waren: „Lieber Johann, der kleinste Meiner Kinder, wohin gehst du?“ Er erwiderte: „Meine Herrin, ich muss zu Deinem Haus in Mexiko, Tlatilolco, gehen, um von unseren Priestern, den Beauftragten unseres Herrn, in der Religion unterrichtet zu werden und der Heiligen Messe beizuwohnen.“
Die Jungfrau Maria redete dann mit ihm und gab ihm Ihren heiligen Willen zu erkennen, indem Sie zu ihm sagte: „Du, der kleinste Meiner Kinder, sollst wissen und begreifen, dass Ich die allzeit Jungfräuliche Maria bin, die Mutter des wahren Gottes, durch den alles besteht, des Herrn des Himmels und der Erde. Ich habe den lebhaften Wunsch, dass man hier Mir zu Ehren eine Kirche erbaut, um in ihr all Meine Liebe, Barmherzigkeit, Hilfe und Meinen Schutz zu zeigen und zu gewähren, denn Ich bin eure mildtätige Mutter, und zwar für dich und für euch alle, die ihr dieses Land bewohnt, und für die anderen, die Mich lieben, anrufen und auf Mich vertrauen; dort werde Ich ihr Wehklagen hören und für all ihr Elend, ihren Kummer und ihre Schmerzen Abhilfe schaffen. Um auszuführen, was Meine Barmherzigkeit fordert, sollst du zur Residenz des Bischofs von Mexiko gehen und ihm sagen, dass Ich dich schicke, um ihm Meinen sehnlichen Wunsch kundzutun, nämlich dass man hier im Flachland Mir zu Ehren eine Kirche erbaue: du sollst ihm ganz genau erzählen, was du gesehen, bewundert und gehört hast. Du kannst sicher sein, dass Ich Mich sehr dankbar erzeigen und dies belohnen werde, denn Ich werde dich glücklich machen und du wirst viele Verdienste erlangen. Ich versichere dir, dass Ich dich für die Anstrengung und Mühe, die du aufwenden wirst, um das Aufgetragene durchzuführen, belohnen werde. Du hast bereits Meinen Befehl vernommen, Mein Sohn, geh und gib dir alle Mühe.“
Als Sie dies gesagt hatte, befahl Sie ihm den Bischof zu besuchen, ihm alles zu erzählen, was er gesehen hatte, und ihm zu sagen, dass Sie dort eine Kirche haben wollte, und Sie versprach ihm eine Belohnung für alles, was er für Sie tun würde.
Sogleich verbeugte er sich vor Ihr und sagte: „Meine Herrin, ich werde sogleich Deinen Befehl ausführen, ich, Dein demütiger Diener, verabschiede mich jetzt von Dir.“ Dann ging er sofort hinunter, um Ihren Befehl auszuführen. Er ging auf dem gepflasterten Weg, der direkt nach Mexiko-Stadt führte.
Als er in der Stadt ankam, ging er unverzüglich zur Residenz des Bischofs, der kurz zuvor sein Amt übernommen hatte, Johann Zumárraga hieß und dem Franziskanerorden angehörte. Sobald er angekommen war, suchte er eine Möglichkeit, ihn anzusprechen; er bat seine Bediensteten ihn anzukündigen, und nach längerer Zeit riefen sie ihn, denn der Bischof hatte angeordnet, dass er eintrete.
Nachdem er eingetreten war, verbeugte er sich und kniete sich vor dem Bischof nieder. Sofort übermittelte er ihm die Botschaft von der Herrin des Himmels, und er erzählte ihm auch alles, was er bewundert, gesehen und gehört hatte. Der Bischof empfing ihn gütig und hörte ihm aufmerksam zu, aber er hielt es nicht für sicher, dass die Jungfrau Maria ihm erschienen war, obwohl jeder Christ sehr gut weiß, dass Gott – wie der heilige Paulus sagt –, die von der Welt für töricht gehaltenen erwählt, um die Weisen zu verwirren, und die Schwachen, um die Starken zu verwirren. Nachdem er alles, was er erzählte, und seine Botschaft angehört hatte, erwiderte er nur: „Lass mich darüber nachdenken. Geh einstweilen Gott befohlen und komm ein anderes Mal wieder, mein Sohn, ich werde dir dann gemächlicher zuhören; ich werde alles von Anfang an genau durchdenken und den Willen und den Wunsch, mit dem du gekommen bist, in Betracht ziehen.“
Johann Diego ging hinaus und war traurig, weil seine Botschaft keineswegs verwirklicht wurde. Am gleichen Tag kehrte er direkt auf die Anhöhe zurück und traf die Herrin des Himmels an, die ihn dort erwartete, wo er Sie zum ersten Mal gesehen hatte. Als er Sie sah, kniete er sich vor Ihr nieder und sagte zu Ihr: „Meine Herrin, ich ging dorthin, wo Du mich hingeschickt hast, um Deinen Befehl auszuführen. Obwohl es nicht leicht war, trat ich in die Residenz des Bischofs ein, besuchte ihn und legte ihm Deine Botschaft vor, so wie Du es mir gesagt hast. Er empfing mich gütig und hörte mir aufmerksam zu, doch als er mir antwortete, schien es, dass er es nicht für wahr hielt, und er sagte zu mir: ‚Komm ein anderes Mal wieder, ich werde dir dann gemächlicher zuhören: ich werde alles von Anfang an genau durchdenken und den Wunsch und Willen, mit dem du gekommen bist, in Betracht ziehen …’ Da er mir so antwortete, verstand ich genau, dass er denkt es würde vielleicht meiner Fantasie entspringen, dass es Dein Wunsch sei, dass man Dir hier eine Kirche erbaue, und es vielleicht nicht Dein Befehl sei. Deshalb bitte ich Dich inständig, meine Herrin, dass Du irgendeine hochgestellte Person, die bekannt ist, geachtet und geschätzt wird, beauftragst Deine Botschaft zu übermitteln, damit man ihr glaubt, denn ich bin ein unbedeutender Mensch, ich bin nur eine Kordel, ich bin nur ein Trittbrett, ich bin der Letzte von allen, ich bin nicht maßgeblich, ich bin unwichtig, und Du, meine Herrin, schickst mich an einen Ort, an dem ich nichts ausrichten kann. Verzeih mir, dass ich Dir Kummer bereite und Dich erzürne, meine Herrin.“ So bat er die Heiligste Jungfrau, dass Sie sich eines anderen Boten bedienen möge, der mehr taugen würde als er, der zu nichts tauge, da er nur ein armer verachtenswerter Indio sei, dessen Worten der Bischof keinen Glauben geschenkt hatte.
Die Heiligste Jungfrau antwortete ihm: „Hör mal, mein lieber Sohn, bedenke, dass Ich viele Diener und Boten habe, die Ich beauftragen könnte Meine Botschaft zu überbringen und Meinen Willen zu erfüllen. Aber es ist in jeder Beziehung notwendig, dass eben du darum bittest und hilfst, und dass durch deine Vermittlung Mein Wille erfüllt wird. Ich bitte dich inständig, Mein lieber Sohn, und befehle dir streng, morgen wieder den Bischof aufzusuchen. Sag ihm in Meinem Namen, dass es Mein Wille ist, dass er die Kirche, um die Ich ihn bitte, erbauen lasse. Und sag ihm noch einmal, dass Ich, die allzeit Jungfräuliche Maria, die Mutter Gottes, dich schicke.“ Johann Diego erwiderte ganz demütig: „Meine Herrin, ich werde Dich nicht bekümmern, sehr gerne werde ich Deinen Befehl ausführen; auf keinen Fall werde ich es unterlassen, und ich halte den Weg auch nicht für beschwerlich. Ich werde Deinen Wunsch erfüllen, aber man wird mir vielleicht nicht gern zuhören, oder wenn man mir zuhört, wird man mir vielleicht nicht glauben. Morgen Abend, bei Sonnenuntergang, werde ich hierher kommen, um Dir zu berichten, was der Bischof geantwortet hat. Nun verabschiede ich mich von Dir, Meine Herrin. Ruhe unterdessen aus.“
Dann ging er nach Hause um sich auszuruhen. Am nächsten Tag, einem Sonntag, verließ er sehr frühzeitig sein Haus und ging geradeaus nach Tlatilolco, um am Religionsunterricht teilzunehmen und sofort den Bischof zu besuchen.
Nachdem er der Heiligen Messe beigewohnt hatte, ging Johann Diego zur Residenz des Bischofs. Sobald er angekommen war, bemühte er sich mit dem Bischof zu sprechen, und wiederum war es sehr schwierig. Er kniete sich vor dem Bischof nieder, und als er ihm den Befehl der Herrin des Himmels darlegte, war er traurig und weinte; wenn er doch an seine Botschaft glauben würde, und erkennen möge, dass es der Wunsch der Unbefleckten war, dass man Ihr zu Ehren an der angegebenen Stelle eine Kirche erbaue.
Um sich zu vergewissern, stellte ihm der Bischof viele Fragen, wo er Sie gesehen habe und wie es gewesen sei, und er erzählte dem Bischof alles wahrheitsgetreu. Er beschrieb ganz genau Ihre Gestalt und alles, was er gesehen und bewundert hatte, wodurch man deutlich erkennen konnte, dass Sie die Heiligste Jungfrau, die Mutter des Erlösers, Unseres Herrn Jesus Christus, war. Diesmal erregte es die Aufmerksamkeit des Bischofs, wie entschlossen Johann Diego die Botschaft vorbrachte und die Frau, die ihn schickte, beschrieb, und dass er alles bestätigte, ohne zu zweifeln oder etwas zu widerrufen. Trotzdem sagte der Bischof, dass man nicht allein wegen des von ihm Gesagten und seines Eifers tun sollte, worum er bat, sondern dass außerdem irgendein Zeichen sehr notwendig sei, damit man ihm glauben könne, dass ihn die Herrin des Himmels schickte. Als Johann Diego das hörte, fragte er ihn, welches Zeichen er wolle, um dann die Herrin des Himmels darum zu bitten, aber der Bischof sagte nichts Genaues und verabschiedete ihn.
Er schickte sofort einige Leute von seiner Residenz, auf die er sich verlassen konnte und die ihm folgten sollten, um zu überwachen, wohin er ging, wen er sah und mit wem er redete. So wurde es gemacht. Johann Diego begab sich dann direkt zum gepflasterten Weg und ging ihn entlang. Die Personen, die ihm folgten, sahen, dass er mit niemandem redete, doch als er die Brücke am Ende des gepflasterten Weges überquerte, verloren sie ihn aus den Augen, und obwohl sie ihn überall suchten, sahen sie ihn nicht mehr. Deshalb kehrten sie zurück, aber nicht nur, weil sie sich ärgerten, sondern weil sein Vorhaben sie störte und ihnen Unannehmlichkeiten bereitete. Sie benachrichtigten den Bischof, indem sie ihn veranlassten ihm nicht zu glauben, und sagten zu ihm, dass er ihn nur täuschen wolle, dass es nur eine Erfindung oder ein Traum sei, was er sagte und worum er bat. Kurzum, für den Fall, dass er nochmals kommen würde, schlugen sie vor, ihn zu erfassen und hart zu bestrafen, damit er nie mehr lüge oder täusche.
Johann Diego hatte nicht bemerkt, dass man ihm folgte, und als er bei der Brücke ankam, setzte er seinen Weg bis zu dem Ort fort, an dem er gewöhnlich die Heiligste Jungfrau sah. Dort traf er Sie an, und ganz ungezwungen sagte er Ihr, dass der Bischof um ein Zeichen bitte, um sicher zu sein, dass Sie es anordnete. Die Liebe Frau erwiderte ihm: „Na gut, Mein Sohn, komm morgen wieder hierher, damit du dem Bischof das Zeichen bringen kannst, um das er dich gebeten hat. Dadurch wird er dir glauben und diesbezüglich nicht mehr zweifeln oder dich verdächtigen. Mein Sohn, du sollst wissen, dass Ich dich für deinen Eifer, die Mühe und die Müdigkeit, die du Mir zuliebe auf dich genommen hast, belohnen werde. Auf, geh jetzt, morgen erwarte Ich dich hier.“
Am nächsten Tag, einem Montag, als Johann Diego ein Zeichen vorbringen sollte, damit man ihm glaube, ging er nicht mehr hin, denn als er zu Hause ankam, war ein Onkel von ihm, der Johann Bernardino hieß, an der Pest erkrankt und es ging ihm sehr schlecht. Zuerst holte er einen Arzt und er bekam Hilfe, doch es war schon zu spät, denn er war bereits sehr schwer krank.
In der Nacht bat ihn sein Onkel, bei Tagesanbruch nach Tlatilolco zu gehen, um einen Priester zu holen, damit er ihm die Beichte abnehme und ihn vorbereite, denn er war sicher, dass seine Todesstunde gekommen war und er nicht mehr aufstehen oder gesunden würde. Am Dienstag ging Johann Diego frühmorgens von seinem Haus nach Tlatilolco, um einen Priester zu holen, und als er zu dem Weg kam, der an der Seite des Hügels westlich von Tepeyac vorbeiführte, auf dem er gewöhnlich ging, sagte er: „Wenn ich geradeaus gehe, wird mich womöglich die Liebe Frau sehen, und Sie wird mich sicher aufhalten, damit ich dem Bischof das Zeichen bringe, wie Sie es mir aufgetragen hat. Zuerst muss ich unserem Kummer abhelfen und schnell den Priester rufen; mein armer Onkel erwartet ihn gewiss.“
Dann ging er um den Hügel herum, stieg ein wenig hinauf und ging in Richtung Osten auf die andere Seite, um schnell nach Mexiko-Stadt zu gelangen, indem er hoffte, dass ihn die Herrin des Himmels nicht aufhalte, denn es war dringend, den Priester zu holen.
Er dachte, dass er auf diesem Umweg von der Jungfrau Maria, die überall genau hinschaut, nicht gesehen werden könnte, aber plötzlich sah er die Herrin des Himmels von der Anhöhe, wo er Sie gewöhnlich sah, herabkommen. Sie kam ihm auf einer Seite der Anhöhe entgegen und sagte zu ihm: „Was gibt’s, Mein lieber Sohn? Wohin gehst du?“
Johann Diego verbeugte sich vor Ihr, grüßte Sie ganz ungezwungen und sagte Ihr, dass sein Onkel schwer erkrankt sei und er einen Beichtvater hole, und dass er dann gern die Botschaft und das Zeichen, das Sie ihm für den Bischof geben wollte, überbringen würde. Nachdem Sie Johann Diego zugehört hatte, erwiderte die barmherzige Jungfrau: „Hör zu, Mein lieber Sohn, und begreife, dass es rein gar nichts ist, was dich ängstigt und betrübt, du sollst deshalb nicht bekümmert sein, fürchte weder diese Krankheit noch eine andere Krankheit oder irgendein Leid. Bin Ich, Deine Mutter, nicht hier? Stehst du nicht unter Meinem Schutz? Bin Ich etwa nicht Dein Heil? Befindest du dich etwa nicht auf Meinem Schoß? Was brauchst du noch mehr? Es soll dich nichts mit Kummer erfüllen oder beunruhigen. Die Krankheit deines Onkels soll dir keine Sorge bereiten, denn er wird jetzt nicht daran sterben. Du kannst sicher sein, dass er bereits gesund ist.“ Als Johann Diego diese Worte der Herrin des Himmels hörte, war er sehr getröstet. Er war zufrieden und überzeugt und kümmerte sich nicht mehr darum einen Beichtvater für seinen Onkel zu suchen, der genau zu diesem Zeitpunkt gesund wurde. Er bat Sie, ihn so bald wie möglich zu verabschieden, sodass er den Bischof besuchen und ihm ein Zeichen bringen könne, damit er ihm glauben würde.
Die Herrin des Himmels ordnete ihm dann an auf den Hügel hinaufzugehen, wo er Sie zuvor gesehen hatte. Sie sagte zu ihm: „Mein lieber Sohn, geh auf den Hügel hinauf, wo du Mich gesehen hast und Ich dir einen Auftrag gegeben habe, und du wirst verschiedene Blumen finden; schneide sie ab, sammle sie auf und nimm sie mit; komm sofort herunter und bringe sie Mir.“
Sofort ging Johann Diego auf den Hügel hinauf, und als er oben ankam, war er sehr verwundert, dass so frühzeitig so viele verschiedene und wunderschöne Rosen gewachsen waren, denn zu jener Zeit herrschte strenger Frost. Sie dufteten stark und waren mit Morgentau bedeckt, der kostbaren Perlen glich.
Dann schnitt er so viele ab, wie sein Umhängetuch fassen konnte; er sammelte sie auf und legte sie in sein Umhängetuch. Er ging sofort hinunter und brachte der Herrin des Himmels die verschiedenen Rosen, die er abgeschnitten hatte. Als Sie die Rosen sah, erfasste Sie diese mit Ihrer Hand und legte sie wieder in sein Umhängetuch, indem Sie zu ihm sagte: „Mein lieber Sohn, diese verschiedenartigen Rosen sind der Beweis und das Zeichen, die du dem Bischof bringen sollst. Du sollst ihm in Meinem Namen sagen, dass er darin Meinen Willen sehen und ihn erfüllen soll. Du bist Mein sehr zuverlässiger Bote. Ich gebe dir den strengen Befehl, dein Umhängetuch nur vor dem Bischof auszubreiten, um ihm zu zeigen, was du bei dir trägst. Schildere ihm alles genau; sag ihm, dass Ich dir befohlen habe auf den Hügel hinaufzugehen, um Blumen abzuschneiden, und erzähle alles, was du gesehen und bewundert hast, damit du den Bischof dazu bewegen kannst dir zu helfen, auf dass die Kirche, um die Ich gebeten habe, erbaut wird.“ Nachdem ihm die Herrin des Himmels Ihren Ratschlag gegeben hatte, ging er den gepflasterten Weg entlang, der direkt nach Mexiko-Stadt führte. Er ging zufrieden und war sich sicher, dass es gut ausgehen würde; was er in seinem Umhängetuch hatte, trug er sehr vorsichtig bei sich, damit er unterwegs nichts verliere, und er erfreute sich am Duft der verschiedenen und wunderschönen Blumen.
Wenn ihn auch die Bediensteten längere Zeit warten ließen, konnte Johann Diego schließlich den Bischof besuchen. Als er eintrat, demütigte er sich vor ihm, wie er es zuvor getan hatte, und er erzählte ihm von neuem alles, was er gesehen und bewundert hatte, und er überbrachte auch seine Nachricht, indem er sagte: „Mein Herr, ich habe getan, was du mir befohlen hast, ich ging hin und sagte meiner Herrin, der Himmlischen Herrin, der Heiligen Maria, der gebenedeiten Mutter Gottes, dass du um ein Zeichen gebeten hast, damit du mir glauben kannst, dass du Ihr dort, wo Sie möchte, eine Kirche erbauen lässt; und außerdem sagte ich Ihr, dass ich dir mein Wort gegeben habe, dir – wie du es mir aufgetragen hast –, irgendein Zeichen und einen Beweis zu erbringen, dass es Ihr Wille ist. Sie ging auf deinen Auftrag ein und gewährte gütig, worum du bittest, nämlich irgendein Zeichen und einen Beweis, damit Ihr Wille erfüllt werde. Heute befahl Sie mir frühmorgens, dich noch einmal zu besuchen; ich bat Sie um das Zeichen, damit du mir glaubst, denn Sie hatte mir gesagt, dass Sie es mir geben würde; und sogleich erfüllte Sie es: Sie schickte mich auf die Anhöhe, wo ich Sie früher gesehen habe, und trug mir auf verschiedenartige Rosen abzuschneiden. Dann ging ich hin um sie abzuschneiden und brachte sie nach unten; Sie nahm die Rosen in Ihre Hand und legte sie dann wieder in mein Umhängetuch, damit ich sie dir bringe und persönlich übergebe. Obwohl ich wusste, dass auf dem Hügel keine Blumen wachsen, weil es dort nur viele Felsen, Disteln, Dornen, Kaktusse und Mezquitenbäume gibt, zweifelte ich nicht. Als ich auf dem Hügel ankam, sah ich, dass ich mich im Paradies befand, wo all die verschiedenen und auserlesenen Blumen, auf denen Tautropfen glänzten, zusammen wuchsen, und ich schnitt sie dann ab. Sie sagte mir, warum ich sie dir übergeben soll, und so mache ich es, damit du darin das Zeichen siehst, um das du gebeten hast, und Ihren Willen erfüllst; und man soll dadurch auch erkennen, dass meine Worte und meine Botschaft der Wahrheit entsprechen. Hier sind sie, nimm sie in Empfang.“
Dann faltete er sein weißes Umhängetuch auseinander, denn er hatte auf seinem Schoß die Blumen, und all die verschiedenartigen Rosen zerstreuten sich auf dem Boden. Es waren kastilische Rosen, die der Bischof gut kannte, und in diesem Augenblick erschien auf dem Umhängetuch plötzlich das wunderschöne Bild der allzeit Jungfräulichen Heiligen Maria, der Mutter Gottes, so wie Sie heute zu sehen ist; dieses Bildnis wird jetzt in Ihrer Kirche in Tepeyac, das Guadalupe heißt, aufbewahrt.
Außer diesem Wunder geschah ein anderes großes Wunder, das erst viel später wahrgenommen wurde: Als Johann Diego sein Umhängetuch vor dem Bischof und den anderen anwesenden Personen ausbreitete, wurde die Szene in den Augen des übernatürlichen Abbildes der Heiligsten Jungfrau von Guadalupe eingeprägt.
Als der Bischof das Bildnis sah, knieten sich er und alle, die sich dort befanden, nieder; sie bewunderten es erstaunt und standen auf. Sie wurden traurig und bekümmert, indem sie zeigten, dass sie das Bild von ganzem Herzen und in Gedanken versunken betrachteten.
Mit Tränen in den Augen betete der Bischof und bat um Verzeihung, weil er Ihren Willen nicht befolgt und Ihren Befehl nicht ausgeführt hatte. Als er aufgestanden war, löste er das Umhängetuch, das am Hals des Johann Diego festgebunden war und auf dem die Herrin des Himmels sichtbar geworden war. Dann nahm er es mit und breitete es in seiner Kapelle aus. Johann Diego blieb noch einen Tag in der Residenz des Bischofs, der ihn noch zurückbehielt. Am nächsten Tag sagte er zu ihm: „Auf, zeig mir, wo die Herrin des Himmels möchte, dass ich Ihre Kirche erbauen lasse.“
Unverzüglich wurden alle aufgefordert mitzuwirken. Sobald Johann Diego angegeben hatte, wo die Herrin des Himmels befohlen hatte Ihre Kirche zu erbauen, bat er um Erlaubnis wegzugehen. Er wollte jetzt nach Hause gehen, um seinen Onkel, Johann Bernardino, zu sehen, der schwer krank war, als er ihn zurückließ, und er ging, um einen Priester zu holen, damit er ihm die Beichte abnehme und ihn vorbereite, und die Herrin des Himmels sagte zu ihm, dass er bereits gesund sei.
Aber sie ließen ihn nicht allein gehen, sondern begleiteten ihn bis zu seinem Haus. Als sie ankamen, sahen sie, dass sein Onkel sehr zufrieden war und keine Schmerzen hatte. Er staunte sehr, als sein Neffe in so guter Begleitung kam und in Ehren gehalten wurde. Johann Diego erklärte, warum er in so guter Begleitung kam, und erzählte ihm von den Erscheinungen und dass die Jungfrau Maria gesagt hätte, er sei geheilt. Sein Onkel erklärte es sei wahr, dass er zu jenem Zeitpunkt geheilt wurde, und dass er Sie genauso sah, wie Sie seinem Neffen erschienen war. Er wusste von Ihr, dass Sie ihn nach Mexiko geschickt hatte, um den Bischof zu besuchen, und er fügte hinzu, dass Sie ihm gesagt hätte, er solle dem Bischof sagen, was er gesehen hatte und auf welch wunderbare Weise er gesund geworden war, und dass man Ihrem gebenedeiten Bild den Namen die allzeit Jungfräuliche Heilige Maria von Guadalupe geben solle. Gemäß den Dolmetschern bedeutet das Wort ‚Guadalupe‘ in der Sprache der Eingeborenen: ‚Diejenige, die den Kopf der Schlange zertritt.‘
Der Bischof hatte einen anderen Beweis, dass die Heiligste Jungfrau in Tepeyac war, und zwar durch die wunderbare Heilung des Onkels von Johann Diego, dem offenbart wurde, welchen Namen man der Jungfrau Maria geben sollte. Der Bischof brachte Johann Bernardino und seinen Neffen einige Tage in seiner Residenz unter, bis man die Kirche der Königin von Tepeyac zu erbauen begann.
Der Bischof brachte das heilige Bild der geliebten Herrin des Himmels in die Kathedrale. Er holte es aus der Kapelle in seiner Residenz, wo es sich befand, damit alle Leute Ihr heiliges Bild sehen und betrachten konnten. Die ganze Stadt war auf den Beinen: die Leute kamen, um Ihr heiliges Bild zu sehen, zu bewundern und davor zu beten. Man war sehr erstaunt, dass das Bild durch ein göttliches Wunder zum Vorschein gekommen war, denn niemand auf dieser Welt hat das kostbare Bild gemalt.
Ein anderer Beweis für die Echtheit der Erscheinungen ist die außerordentliche Verbreitung des Glaubens: Die tugendhaften Missionare, die sich zehn Jahre lang heldenhaft angestrengt hatten, konnten nur sehr wenige Indios taufen, und die meisten von ihnen waren Kleinkinder oder Neugeborene. Nachdem die Jungfrau Maria gekommen war, baten die Indios in so großer Anzahl um die Taufe, dass es nicht genug Priester gab, um sie zu taufen. Der Historiker und Missionar Motolinia sagt, dass sich zu seiner Zeit, also nach den Erscheinungen, neun Millionen bekehrten.
Es ist bemerkenswert, wie allgemein und tief verankert der Glaube an die Erscheinungen der Heiligsten Jungfrau Maria ist: Man kann sagen, dass alle Mexikaner aus allen Teilen und zu allen Zeiten ganz fest an die Erscheinungen der Jungfrau Maria glaubten; dieser Glaube konnte weder durch den Widerstand einiger Gegner noch durch die Angriffe Ihrer Feinde geschwächt werden. Eher im Gegenteil, dieser Glaube schlug jeden Tag tiefere Wurzeln und die Heiligste Jungfrau von Guadalupe wurde immer mehr verehrt; bereits im 17. und 18. Jahrhundert wurde er in Mittelamerika und auf den Philippinen verbreitet.
Ein anderes Wunder ist die Erhaltung des heiligen Bildes, das großen Gefahren ausgesetzt war, zerstört zu werden; von diesen Gefahren soll angeführt werden, dass im November 1921 ein Anschlag mit Dynamit verübt wurde. Die neben das heilige Bild gelegte Bombe verursachte in der Kirche verschiedene Schäden: ein schweres Kruzifix aus Bronze, das auf dem Altar stand, wurde weggeschleudert und blieb umgeknickt liegen; das Bild vom heiligen Johannes von Nepomuk, das sich hinter dem Altar befand und sehr schwer war, wurde von der Stelle bewegt, aber nicht einmal das Schutzglas des Bildes wurde zerstört.
Am Donnerstag, dem 4. Dezember 1980, um 12 Uhr mittags, betete der heilige Papst Gregor XVII. in Mexiko-Stadt inbrünstig vor dem heiligen Bild Unserer Lieben Frau von Guadalupe. Das Gebet musste er außerhalb der abstoßenden und widerlichen modernen Kirche, in der das Bild der Jungfrau Maria verehrt wird, verrichten, denn es begann gerade eine satanische progressistische Messe. Doch von jener Stelle aus sah man die Heiligste Jungfrau ganz genau. Nach dem Gebet erteilte Seine Heiligkeit den Segen.
Es ist interessant, dass die Erscheinung der Heiligsten Jungfrau Maria von Guadalupe im Jahre 1531 erfolgte, als der lasterhafte König Heinrich VIII. von England seine rechtmäßige Frau verstieß, um eine andere Frau zu heiraten, und so führte er sein Volk in die Abtrünnigkeit. Aber dank dieser Erscheinung erhielt die heilige Kirche neue Mitglieder, um die Abtrünnigen zu ersetzen, und sie eroberte einen neuen Kontinent, um die Staaten zu ersetzen, die durch den Protestantismus verloren gingen. So ging in Erfüllung, was aus dem Gleichnis der zur Hochzeit Geladenen hervorgeht, und zur Kirche wurde ein Volk berufen, das sich zehn Jahre zuvor noch dem Götzendienst und den Kulthandlungen mit Menschenopfern widmete.
Dank dem Wunder der Heiligsten Jungfrau erhielten die Mexikaner den Glauben, den die Engländer verloren. So sollen auch wir, die Palmarianer, der Heiligsten Jungfrau Maria danken, weil Sie uns den Glauben gegeben hat, den die Kirche in Rom wegen ihrer Abtrünnigkeit verloren hat. Sie gab uns durch die palmarianische Lehre sogar einen Glauben, der mehr bereichert ist als früher. Wir sollen diesen Gnaden, die uns gewährt wurden, entsprechen. Als die Kirche mit Sitz in Rom den Glauben verlor, hat die Heiligste Jungfrau Maria Ihr Augenmerk auf einen kleinen Ort gerichtet, indem Sie alle Ihre Gnaden in dieser Oase in der Wüste, wo die Kirche Zuflucht gesucht hat, ausgießt. Wenn man die Sonnenstrahlen mit einer Lupe nur auf einen Punkt konzentriert, entsteht ein sehr helles Licht und eine große Hitze. Auf diese Art leuchtet in El Palmar der bereicherte und erläuterte Glaube, und unter diesen erhabenen Strahlen soll auch das Feuer der göttlichen Liebe in unseren Herzen brennen, um so der Vorliebe zu entsprechen, die uns die Heilige Mutter Gottes bei Ihren Erscheinungen bezeigt hat.
Auch in El Palmar ging in Erfüllung, was aus dem Gleichnis von den zur Hochzeit Geladenen hervorgeht, denn Jesus hat wiederum demütige und schlichte Menschen erwählt, um Seine Kirche zu bilden, und gleichzeitig hat Er von den Hierarchen der römischen Kirche abgesehen, die zuerst gerufen worden waren und Seine Einladung ablehnten. So wie in Guadalupe wurde um die Erbauung einer Kirche gebeten, wo man ein auf wunderbare Weise gemaltes Bild verehrt, nämlich das Heilige Antlitz vom Heiligen Grabtuch.